Korallenherz by Laura Walden

Korallenherz by Laura Walden

Autor:Laura Walden [Walden, Laura]
Die sprache: deu
Format: azw3, epub
Tags: Jugendroman
Herausgeber: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-05-06T22:00:00+00:00


2. Teil

One sweet day all the children came back

The children come back

The children come back

Back where their hearts grow strong

Back where they all belong

The children came back

Said the children come back

The children come back

Back where they understand

Back to their mother’s land

The children come back

Archie Roach,

»Took the children away«, letzte Strophe

Die Mangroven-Insel

Lucy saß im Schutz eines Baumes am Strand und starrte sehnsüchtig aufs Meer hinaus. Immer in der Hoffnung, dass am Horizont ein Boot mit Miranda auftauchen würde, aber das Einzige, was sie dort draußen sah, war das spiegelglatte, in der Sonne grün schimmernde Korallenmeer. Weder das kleinste Wölkchen am Himmel noch eine winzige Welle auf dem Wasser deutete darauf hin, was für ein Inferno dort draußen noch vor kurzer Zeit gewütet hatte.

»Lucy, iss doch wenigstens etwas«, bat Mandu sie, aber Lucy schenkte ihm nur ein müdes Lächeln.

»Ich kann nicht«, erwiderte sie. Sie fand es rührend, wie Mandu sich um sie kümmerte, aber der Gedanke, ihre geliebte Schwester verloren zu haben, machte sie krank. Sie konnte nicht essen, nicht schlafen, sich nicht entspannt in Mandus Arm kuscheln, nein, sie wollte nur still im heißen Sand hocken, beten, hoffen und aufs Meer sehen. Es tat ihr körperlich weh, dass sie nicht wusste, was mit Miranda geschehen war. Zum letzten Mal hatte sie ihre Schwester gestern Morgen gesehen, wie sie in diesem merkwürdigen Aufzug vor ihrer gemeinsamen Koje gestanden hatte. In blauen, derben Hosen, einem blauen Leinenhemd, um die Taille einen Strick gebunden. Sie hatte sich noch gewundert, was Miranda dort so Geheimnisvolles aus der Tasche ihres Kleides geangelt und dann in ihrer Hemdtasche hatte verschwinden lassen. Sie schien jedenfalls sehr bemüht zu sein, diese Sache vor ihr zu verbergen. Es war nicht der richtige Zeitpunkt gewesen, sie darauf anzusprechen. Im Gegenteil, das schreckliche Schlingern des Schiffes hatte Lucys ganze Aufmerksamkeit erfordert. Sie hatte Miranda besorgt hinterhergesehen, denn ihre Schwester wurde brutal von einer Seite zur anderen durch das Schiff geschleudert. Lucy hatte ihr eigentlich folgen wollen, aber das war ihr nicht mehr möglich gewesen. Sie war nur ein paar Schritte in Richtung des rettenden Aufgangs gelangt, weil sie dann, von einem schweren Gegenstand am Kopf getroffen, zu Boden gegangen und ohnmächtig geworden war. Das Nächste, an das sie sich erinnerte, war Mandus panischer Blick, als er sie in eines der beiden winzig kleinen Rettungsboote gehievt hatte. Und sie erinnerte sich an die Verwüstung an Deck der »Koralle«. Der Mast war umgeknickt und das Schiff lag in leichter Schieflage auf der rollenden See. An Deck hatte Mr Baxter mit wirrem Blick gestanden und immerzu gebrüllt: »Alle Mann von Bord! Ich gehe mit der ›Koralle‹ unter!«

»Bitte kommen Sie mit uns. Hier ist doch noch Platz«, hatte Mandu den Fischer angefleht, aber der hatte dankend abgelehnt.

Mandu war ganz unglücklich darüber gewesen, den Fischer seinem Schicksal zu überlassen, aber den Seebären hätten keine zehn Pferde dazu bringen können, sein Schiff zu verlassen.

Schweren Herzens war Mandu ins Rettungsboot gestiegen und um sein Leben gerudert. Lucy hatte das alles wie betäubt hingenommen. Ihr wäre es in dem Augenblick völlig gleichgültig gewesen, wenn sie auch untergegangen wären.



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